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Geschichte der Gemeinden Waldbach und Dimbach
Zwei Dörfer - eine Kirche - eine Gemeinde
Buch Kilianskirche Waldbach
Mittelpunkt einer Gemeinde - Mittelpunkt des Glaubens -750 Jahre Orts- und Kirchengeschichte
Festschrift anlässlich der Wiedereröffnung 2006
Autor: Timo Schumacher u.a.
Gesamtleitung: Pfarrer Christof Weiss-Schautt
Herausgeber: Kirchengemeinde Waldbach-Dimbach
"Erst über den Glauben, von dem mir die Steine und Bilder der Kirche erzählen, wird die Kirche für meinen heutigen Glauben
bedeutsam." (Ch. Batterie)
Tagtäglich geht man als Dorfbewohner und Gemeindeglied an der Kilianskirche in Waldbach vorbei, nimmt diese als stattliches
Gebäude wahr, verbindet mit ihr Erinnerungen und Erlebnisse - doch mit einem besonderen Blick hat man sie oft noch nicht betrachtet.
In einem flüchtigen Gedanken stellt man sich die Frage, welche Geschichte wohl in dem alten Gemäuer wohnen mag. Die Antwort
bleibt vage. Mehr als 750 Jahre Freude, Leid und Wandel hat sie schon erlebt. Genauso lange ist sie eine feste Burg für Menschen,
die ihren Glauben leben. Genauso lange ist sie Mittelpunkt eines Ortes. Genauso lange ist sie Mittelpunkt einer Gemeinde.
Einen solchen Schatz als ihren Mittelpunkt begreifen zu dürfen, darauf kann die Kirchengemeinde Waldbach-Dimbach stolz sein.
Schon seit Jahrhunderten ist die Kilianskirche Mittelpunkt des Glaubens vieler Menschen und beeindruckt diese auf
unterschiedlichste Weise. Wenn ich von meiner Heimat erzähle passiert es mir häufig, dass mir Menschen, die nicht unbedingt
aus der unmittelbaren Umgebung stammen, voller Freude und einem kleinen Funkeln in den Augen, von der Kilianskirche erzählen.
Ein stattlicher Kirchenbau. Man habe sie sofort wahrgenommen. Beeindruckende Kunstwerke. Manche kamen zu der Gelegenheit und
konnten in einer ruhigen Minute, während des Gottesdienstes oder eines Konzertabends, ihren Blick schweifen lassen und so die
Kilianskirche für sich entdecken. Sie und ihre Bilder erzählen vieles - von Glauben und vergangenen Zeiten. Anderen Zeiten,
die für uns heute nicht mehr ganz greifbar sind. Die vorliegende Geschichte der Kirche soll helfen mit verstehen, soll helfen
eine andere Sicht auf sie zu bekommen und soll helfen eine ganze eigene Liebe zur Kilianskirche aufzubauen.
Waldbach war schon früh ein wichtiger Pfarrort, über den viele Dokumente und Niederschriften vorhanden sind. Leider ist dies
bei unserem Filialort Dimbach nicht der Fall, weshalb auf den ersten Blick die Waldbacher Ortsgeschichte mehr im Vordergrund
stehen mag. Eines ist gewiss, die Kirchengeschichte ist unsere gemeinsame Geschichte, ist Teil der Kirchengemeinde Waldbach-Dimbach,
und somit natürlich Teil der Dimbacher Geschichte.
Timo Schumacher
Waldbach wird Evangelisch....
Der erste Kirchbau dürfte eine Holzkirche gewesen sein, die zur Zeit Karl des Großen, im 9. Jahrhundert, errichtet wurde.
Ihr folgte eine kleine romanische Kirche. Von beiden Vorgängern der heutigen Kirche zeugen Überreste, die bei der Renovierung
1960/1961 zu Tage kamen und etwas Licht auf die Anfänge der Pfarrei warfen. Schriftliche Urkunden und Überlieferungen aus
den Anfängen sind nicht vorhanden.
Die Stiftung ist dennoch für die Jahre nach 742 zu vermuten. Zu dieser Zeit gründete der Angelsachse Bonifatius das Bistum
Würzburg, zu dem auch Waldbach gehörte. In Erinnerung an das Wirken und den Märtyerertod des irischen Mönchs Kilian, der
im Würzburger Raum deas Evangelium verkündete, wurden viele "Häuser Gottes" dem Patronen Kilian geweiht, so auch die W
aldbacher Kirche. Neben dem heiligen Kilian ist sie allerdings noch dem heiligen Nikolaus geweiht und besitzt somit ein
Doppelpatrozinium.
Bewegte Geschichte
Mitte des 11. Jahrhundert, zur Zeit der Kreuzzüge, Rittertum und Reformen, wurde Nikolaus besonders verehrt. Viele Legenden
rankten sich um den Heiligen Bischof von Myra und verschafften ihm auf diese Weise viele Sonderpatronate, wie beispielsweise
das des Beschützers der von Unrecht Verfolgten.
Da Waldbach ab 1362 zum Kloster Lichtenstern gehörte, ist es wohl den Zisterzienserinnen zu verdanken. dass für den Ort
der Heilige Nikolaus als als Kirchenpatron gewählt wurde. Einen Wechsel gab es allerdings nicht. Waldbach nahm Nikolaus
als zweiten Patronen hinzu, hielt aber am Namen des Heiligen Kilians fest.
1363 wiederum schenkt Engelhard von Maienfels den Waldbacher Kirchenschatz dem Kloster Lichtenstern und bittet das
Domkapitel Würzburg um Eingliederung in das Zisterzienserinnenkloster. Die Äbtissin besaß fortan das Recht den Waldbacher
Pfarrer einzusetzen. Der Ort allerdings musste noch häufiger den Herren wechseln.
1375 verpfändete ihn ebenfalls Engelhard von Maienfels nach dem Urteil des kaiserlichen Gerichtshofes in Prag an Engelhard
von Weinsberg. Die Oberherrschaft erhält das Haus Habsburg. Am 12. August 1387 werden die landesherrlichen Rechte gegen den
Ort Gerabronn an Hohenlohe vertauscht.
Früh machte sich der Einfluss der Zisterzienserinnen auf die Ausstattung der Kirche bemerkbar. Heute ist dies noch an den
Fresken im Chor zu erkennen. Während 1360 aus Gründen der Bescheidenheit die Wände noch mit einfachen Quaderungen bemalt
wurden, begann man 40 Jahre später mit der Ausmalung des Chorbogens. Als Motiv lassen sich Kilian und Nikolaus in
Bischofsgewändern erkennen. Dank der mehrfachen Übermalung sind jene gotischen Malereien noch heute sehr gut erhalten.
Da das mittelalterliche Volk nicht lesen konnte, fertigte man Ausmalerungen in den Kirchen an, Ängste und Sorgen der Bevölkerung
wie die des plötzlichen Todes wurden ebenso aufgegriffen, wie die Verkündigung des Wort Gottes. Der damalige gotische
Hochaltar befand sich ganz vorne an der Nordwand des Chores. Er war mit künstlerisch wertvollen Schnitzwerken ausgestattet.
Drei dieser Figuren befanden sich bis 1900 auf dem Speicher der Kirche. Als "alt und wertlos" befunden, wurden sie
für 9.80 Mark verkauft. Für 550 Jahre alte Figuren ein recht geringer Preis, wenn man sich vor Augen führte, dass
für dieselbe Summe 50 Liter Milch oder 6.5 Kilogramm Fleisch gekauft werden konnten.
Auf dem Weg zur Reformation
Im Jahr 1504 brach der pfälzisch-bayrische Erbfolgekrieg aus. Herzog Ulrich von Württemberg eroberte die Ämter Weinsberg,
Neuenstadt und Möckmühl. Pfalzgraf Phillip wurde die Reichsacht erklärt, die unter Ulrichs Beteiligung vollstreckt wurde.
Auch nach dem Friedensschluss blieben die Eroberungen in seinem Besitz, Waldbach gehört seit dem zu Württemberg.
Leider war Ulrich kein vorausschauender Herrscher. Im Januar 1519 eroberte er aus nichtigem Anlass die Stadt Reutlingen,
die dem Hause Habsburg unterstand. Bei der Rückeroberung wurde Ulrich geschlagen, seine Vertreibung veranlasst und in der
Zeit von 1520-1534 eine österreichische Zwischenregierung eingerichtet. Der Bauernkrieg hinterlies Spuren, aus Richtung
Öhringen anrückend, plünderten im Jahre 1525 der "Helle Haufen" Waldbach. Im selben Jahr, am blutigen Ostern, der Eroberung
Weinsberg waren die Bürger des Ortes stark beteiligt. Allen voran der Bauernführer Ulrich Metzger, der im südlichen Ortsteil
sein Anwesen gehabt haben soll. Aber auch Urban Mötzler, der dreizehn Adlige und den Grafen Helfenstein in eine schmale Gasse
führte, in der diese Spiessruten laufen mussten und dabei ihr Leben liessen.
Die Vergeltung des Truchsess Jörg von Waldenburg, auch Bauernjörg genannt, Feldherr des schwäbischen Bundes, kam prompt
und brutal. Blutig wurde der Aufstand, der seine Gründe in den erdrückenden Lasten der Bauern und einem Missverständnis der
Predigten Luthers hatte, niedergeschlagen.
Sieben Waldbacher und Rappacher bezahlten mit Ihrem Leben oder kamen in Verbannung. Ihr Hab und Gut wurde eingezogen.
1534, in der Schlacht bei Lauffen, gewann Herzog Ulrich sein Land wieder und begann sofort mit der Reformation Württembergs.
Die Äbtissin von Lichtenstern verlohr das Recht, Priester einzusetzen, nachdem sie zuvor "halsstarrig" weigerte, den Erlass
Ulrichs, nur noch evangelische Pfarrer einzusetzen. Vielmehr liess sie noch alte Prister ins Kloster, um heimlich die heilige
Messe zu lesen. Herzog Ulrich sah sich am 27. Dezember 1547 gezwungen, per Reformationsordnung Priestern und Mönchen den
Zutritt zu Klöstern zu verbieten und die evangelische Predigt anzuordnen. Johann Geyling aus Ilsfeld, der vom Reformator
Schnepf beauftragt worden war, den Zisterenserinnen zu predigen, blieb erfolglos. Geyling wurde seines Auftrags entbunden,
welcher an den Pfarrer Johann Walz, erster evangelischer Pfarrer von Waldbach übertragen wurde.
Timo Schumacher
Vom Interim zum Neubau der Kirche
Wir schreiben das Jahr 1547..Pfarrer Johann Walz wurde erster evangelischer Pfarrer von Waldbach.
Im selben Jahr versuchte Kaiser Karl V. durch das Interim die Reformation wieder rückgängig zu machen. Evangelische Pfarrer,
die die Lehre Luthers predigten, wurden zu hunderten vertrieben. Durch das Land zogen spanische Söldner. Am Ort stahlen sie
einen wertvollen Abendmahlskelch, woraufhin Waldbach vom Kloster Lichtenstern eine Nürnberger Arbeit um 1500 zugesprochen
bekam. Noch heute ist dieser Kelch aus vergoldetem Silber im Dienst.
Der Baumeister Friedrich Fischlin aus Stuttgart nahm sich 1616 dem Neubau der Waldbacher Kilianskirche an. Die gotische
Kirche wurde, mit Ausnahme von Chor und Turm, bis auf die Grundmauern abgerissen und im damaligen Stile der Renaissance
wieder aufgebaut. Schon damals halfen alle Gemeindemitglieder eifrig am Wiederaufbau ihrer Kilianskirche mit.
Man orientierte sich an der damals üblichen Bauform, der offenen Saalkirche ohne Säulen. Die Fenster wurden nicht mit
buntem Glas besetzt, stattdessen mit prächtigen Ornamenten umrahmt. Die eingebaute untere Empore war von außen über einen
achteckigen Treppenturm erreichbar, der während der Renovierung 1960/61 abgebrochen wurde. Da die Verkündigung des Wort
Gottes nun das zentrale Element des evangelischen Gottesdienstes einnahm, platzierte man eine gut einsehbare Kanzel in
Mitten der Gemeinde. Der Brettacher Bildhauer Jakob Vockh fertigte sie an. Am Kanzelkorb sind die vier Evangelisten
Matthäus, Markus, Lukas und Johannes angebracht. In Händen halten sie ein Buch, das Lehre und Wort der Bibel verkörpert.
Reich verziert ist auch der Kanzeldeckel. Ihn schmücken fünf Engelsfiguren, welche die Marterwerkzeuge Jesu in Händen halten:
einen Schwamm auf einen Stab gesteckt,
"Und sogleich lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken."
(Matthäus 27,28)
eine Lanze,
"sondern einer der Soldaten stieß mit dem Speer in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus."(Johannes 19,34)
eine Fackel,
"Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte von den Hohenpriestern und Pharisäern, kommt er
dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen." (Johannes 18,3)
einen Hammer und Nägel.
"Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte." (Johannes 19,18)
Über dem Altar, der nur noch zu monatlichen Abendmahlsgottesdiensten zentraler Ort des gottesdienstlichen Handels war,
ist ein kunstvoll gearbeitetes Holz-Kruzifix aufgehängt. Viele goldene Elemente erinnern an Gottes Gegenwart und Majestät.
Altar und Taufstein, die Verkörperung der Sakramente Abendmahl und Taufe, lagen bis 1960/61 auf einer Achse.
"Wir sind durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft" (1. Korintim 12,13)
So steht es auf dem eingelassenen Messingbecken geschrieben, das in den achteckig behauenen Taufstein eingelassen ist -
Die Zahl acht steht unter anderem für die acht Seelen, die in Noahs Arche die Sintflut überlebt hatten, und somit für die
Gesamtheit der geretteten Menschheit. Ebenso hat das Material Stein eine besondere Bedeutung.
"Siehe, ich will dort vor dir stehen auf dem Fels am Horeb. Da sollst du an den Fels schlagen, so wird Wasser herauslaufen,
dass das Volk trinke. Und Mose tat so vor den Augen der Ältesten von Israel." 2.Mose 17,6
Mose sicherte so das Überleben seines Volkes. Außer Altar, Kanzel und Taufstein baute man eine erste Empore ein.
Kirchgangspflicht seit 1536 und rasch ansteigende Bevölkerungszahlen machten eine Vergrößerung der Sitzgelegenheiten
notwendig. Ebenso hegte man den Wunsch, die Gottesdienstbesucher nach Geschlecht zu gliedern. Dies war allerdings nicht
der alleinige Grund, denn durch die Empore sollte ebenso ein räumliches Gegenstück zur Kanzel geschaffen werden.
Eine Deutung ist, dass die Porkirche anleite "auch die Herzen emporzuheben im Trachten nach dem Himmlischen, Ewigen.
" An die entstandene Fläche brachte man Bilder von acht alttestamentlichen Szenen und die der vier Evangelisten mit ihren
Symbolen an. Auf einem der Bilder lässt sich in einem kleinen Buch die Inschrift "Verbum Dei; Stichlingfecit 1636"
erkennen und somit Maler und Entstehungsjahr klären.
"Anno Domini 1618 den 28. Marty ist gegenwärtig dieses Predigtstuckh gemacht worden, welcher Zeit Ich Johannes Wildt den
Mösnerdienst allhie hob versehn. Gott alleyn die Ehre."
(Inschrift im Inneren des Kanzeldeckels) Zwei Jahre Bauzeit bedurfte es und die Kilianskirche konnte wieder als
Mittelpunkt des Glaubens genutzt werden. Der Renaissance-Kirchenbau verkörpert die Rückkehr zu den Grundwerten der
abendländischen Kultur: der Antike.
Leid und Elend im dreißigjährigen Krieg.
1626 - schwedische und kaiserliche Heere durchzogen das Land, verwüsteten ganze Ortschaften, plünderten, hinterließen Angst
und großes Leid. Das Waldbacher Pfarrhaus brannte bis auf die Grundmauern nieder, mit ihm wichtige Dokumente, Kirchenbücher
und zwei silberne Kelche. Den Höhepunkt des religiös-konfessionell motivierten Krieges bildete 1634 die Schlacht bei Nördlingen.
Sechzig fürstenbergische Reiter fielen am 17. Oktober 1635 in Dimbach ein, stahlen 48 Malter Früchte und legten den Ort in
Schutt und Asche. Waldbach hatte mit an Pest erkrankten Soldaten zu kämpfen. Man sah sich beinahe ruiniert. Zu allem Übel
raffte der Schwarze Tod im selben Jahr die Hälfte der Einwohner Waldbachs, Dimbachs, Rappachs und Scheppachs dahin. Dass
sich all diese schlimmen Erlebnisse und Verzweiflung im Glauben der Menschen niederschlägt, lässt das 1636 entstandene
Hiobbild von Stichling erkennen.
Ein nackter Mann mit Pestbeulen überzogen, vor einem brennenden Dorf, muss immer neue Hiobsbotschaften empfangen. Ob der
Maler zum Annehmen und Ertragen des Leids Vorbild geben wollte,
"Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?" (Hiob 2,1)
oder Hoffnung auf ein Leben und Auferstehen nach den Qualen schöpfen wollte,
"Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der letzte wird er über dem Staub sich erheben." (Hiob 19.25)
oder den verzweifelten Menschen, der an Gott und seiner Liebe zweifelt, zeigen wollte,
"Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren bin, und die Nacht, da man sprach: Ein Knabe kam zur Welt!" (Hiob 3,3)
ist nicht gewiss. Mehrere Generationen hat es jedenfalls gedauert, bis sich das Land und die Menschen von den Verlusten
des Krieges erholt hatten.
Erhöhung der Kilianskirche.
1748, also hundert Jahre nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges war die Kilianskirche abermals zu klein und musste
um 10 Schuh, das entspricht etwa 3 Metern, erhöht werden. Die von 1712 stammende Orgel bekam eine Orgelempore über dem
Triumphbogen im Osten des Langhauses. An ihr sind Bilder der zwölf Apostel angebracht. Ebenso zog man eine zweite Empore
ein, deren Brüstung ursprünglich 25 Bilder mit biblischen Szenen schmückte. Der bedeutende Maler Johannes Stigler, der
vor allem im nördlichen Württemberg arbeitete, fertigte diese an.
Timo Schumacher
Vom Zerfall des "alten Reichs" bis zur Neuzeit.
Im Frieden von Luneville erzwingt Napoleon eine grundsätzliche Neuordnung des Deutschen Reiches. Unter anderem auch eine
Säkularisation des Kirchengutes nach französischem Vorbild. Somit werden 1803 im sogenannten Reichsdeputations-Hauptschluss
alle geistlichen Gebiete außer Mainz aufgeteilt. Das Herzogtum Württemberg ist hierbei großer Gewinner, es vervierfacht
seine Landesfläche und wird letztlich 1805 unter Friedrich zum Königreich erhoben. Dieser nimmt am 1. Januar 1806
feierlich die Königswürde an. Mit der Gründung des Rheinbundes im Juli desselben Jahres erhielt auch das neue
Württemberg das Recht, reichsunmittelbare Fürsten und Grafen ihrer Souveränität zu unterwerfen. Mit dem Verzicht Franz II.
auf die Kaiserkrone endete das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Waldbach und Dimbach kamen vom Klosteroberamt
Lichtenstern zum Amt Lichtenstern, Kreis Heilbronn. Ein Jahr später wurde Waldbach zum Hauptort der Stabschultheißerei
Waldbach, Oberamt Weinsberg, Kreis Heilbronn.
Im Frühjahr 1870 sollte Pfarrer Drück aus Freudental im Ort als neuer Pfarrer aufziehen. Ihm stand allerdings starker
Widerstand der Gemeindeglieder entgegen. So erreichte ihn am 12. April ein anonymes Schreiben indem sie dem neuen Pfarrer
mitteilen, dass sie mit den beiden "bekehrten Predigern" Eichen-hofer und Isler, die am Ort ansässig waren, zufrieden
seien. Zudem seien "die Leute, alle, alle, daran gewöhnt an etwas Lebendiges, denn es will keiner ein toter Mann
bleiben; sie wollen ein echtes Christentum." Er solle doch noch mal darüber nachdenken, ob der "Dienst" in
Waldbach für ihn der richtige sei. Denn: "Waldbach braucht einen frommen Mann, und wir werden fortbitten, bis
wir einen haben."
Zwei Tage später wandte sich der Pfarrer an den Dorfschultheißen. Er bittet darum Bevölkerung und Kirchenälteste
zu befragen, ob die "behauptete Abgeneigtheit der dortigen Gemeinde" tatsächlich bestehe. Denn er bliebe auch lieber
bei seiner jetzigen Gemeinde und so wolle er "Seine Majestät und König" anflehen, "daß er mich auf meiner bisherigen
Pfarrei belassen möge." Man wolle "kurz und deutsch reden". Am 18. April antwortete der Ortsvorsteher, dass es sich
nur um eine "Intrige" einzelner gehandelt habe und man ihm versichere, er sei gerne erwartet. Zum 10. Mai schließlich
zieht Pfarrer Drück in Waldbach auf.
Eine gründliche Renovierung der Kilianskirche erfolgte 1889. Der Kunstmaler Menrad aus Neckarsulm wurde mit den Arbeiten
betraut. Das barocke Deckenbild befand man als "alt und hässlich" und übermalte es mit einem damals üblichen Himmelfahrtsbild.
Sechs Jahre später baute man zwei Ofen ein und machte die Kirche so erstmals heizbar. Die Einweihung erfolgte am 29. September 1897.
Ein etwas besseres Licht als siebzig Jahre zuvor wirft die Oberamtsbeschreibung von 1861 auf die Waldbacher Einwohner: "Die
Einwohner sind im allgemeinen gesunde, wohlgebaute Leute, bei welchen keine Spuren von Kretinismus vorkommt wie in anderen
Teilen des Bezirks. Sie haben schon den hohenlohischen Typus als Angrenzer und sind im Ganzen ein guter Menschenschlag. Man
findet wohl viel Liebe zum Weingenuß, aber auch viel Berufsfleiß."
Neuer Glanz in der Gegenwart.
1973 wurden Waldach und Dimbach, die seit 1926 dem Oberamt Öhringen zugehörten, in den Hohenlohekreis eingegliedert.
Da sich im Lauf der Jahre das Grundwasser absenkte, bildeten sich starke Risse an den Wänden des Kirchenschiffes, die 1995
bei einer umfassenden Außenrenovierung behoben wurden. Kaum waren die Schulden abbezahlt, wurde überlegt, wie
man gemeinsam eine notwendig gewordene Innenrenovierung schultern könne.
Timo Schumacher