Die Marien-Kirche in Adolzfurt


Die Kirche ist nicht nur ein historisches Bauwerk, sondern sie ist mit ihrem Turm, ihren Glocken Orientierungszeichen. Wozu wir Orientierungszeichen nötig haben weiß jeder, der einmal Orientierung brauchte, weil er sich verirrt hatte. Orientierung heißt: Einen Weg finden, der uns weiterführt, zum Ziel, nach Hause. So will unsere Kirche Raum geben, damit sich Wege öffnen inmitten der oft unsicheren Alltagswelt. Deshalb prägt unsere Kirche trotz mancher baulicher Veränderungen nach wie vor die Ortsmitte.


Kirche Adolzfurt

Das ist unsere Kirche mit dem Kirchplatz. Am Sonntagvormittag um 10 Uhr feiern wir hier unseren Gottesdienst und halten manchmal auch ein "Schwätzchen".


Bau- und Entstehungsgeschichte

In mittelalterlicher Zeit war die Kirchengemeinde dem Kloster Lichtenstern unterstellt. Es gibt keine genauen Pläne über die Größe und Ausgestaltung der Kirche in jener Zeit. Es dürfte sich bei der Vorgängerin der heutigen Kirche um einen rechteckigen Saal mit quadratischem Ostchor, darüber der Turm, gehandelt haben. Für das Jahr 1583 sind größere Bauausgaben erwähnt, wahrscheinlich um die Baufälligkeit einzudämmen. 1612 wird 1 Gulden ausgegeben, um ein Fenster hinten in den (vermutlich dunklen romanischen) Chor zu machen und 1613 bezahlt die Kirchengemeinde 3 Gulden, um den Altar abzubrechen und verkleinert wieder aufzusetzen, damit die Kommunikanten um ihn herum gehen könnten.

Zur gleichen Zeit im Jahr 1612 wurde bereits mit dem Bau eines Pfarrhauses begonnen und in diesem Zusammenhang auch über einen Erweiterungsbau der Kirche nachgedacht. Dem Pfarrhaus und vor allem der Kirche kamen zu gute, dass der Stuttgarter Hofbaumeister Heinrich Schickhardt durch Aufträge der Hohenloher Fürsten in der Gegend verweilte und so auch mit dem Bau der Kirche in Adolzfurt beauftragt wurde.

Schickhardt fertigte die Pläne und der Burgvogt von Neunstein, Georg Kern, wurde mit der Bauleitung betraut. Da die alte Kirche baufällig und der Größe der Gottesdienstgemeinde nicht mehr angemessen war, wurde geplant, eine ganz neue Kirche zu errichten.

Und so wurde unsere Kirche in den Jahren 1618-1621 in ihren jetzigen Ausmaßen gebaut. Beim Baustil schlich sich eine "heimlich Gotik" ein, was am dreiseitigen Chorabschluss und den Spitzbogenfenstern (ohne gotisches Maßwerk) deutlich wird. Im Laufe der Jahre wurden in der Kirche immer wieder Renovierungs- oder auch Änderungsarbeiten durchgeführt. Bei der letzten größeren Innenrenovierung wurde versucht, wieder möglichst nahe an den Originalzustand zu gelangen.


Chorraum und Altar

Im Chor ist das Chorgestühl dem achteckigen Grundriss angepasst. Es diente ursprünglich als Sitz für die Kirchenältesten (Kirchengemeinderäte). Im Chorgestühl wurde die ursprüngliche ornamentale Bemalung nicht freigelegt, wie bei den Emporen und der Kanzel. Der Grund war die Übermalung aus dem Jahre 1820, die eine Seltenheit für Chorgestühle aufweist. Sie zeigt an den Rückwänden Landschaftsmalereien.

Im Chorraum befindet sich der Altar. Auf dem Altarstein sind zu sehen: In der Mitte das Lamm Gottes mit der Siegesfahne, das auf dem Buch mit den sieben Siegeln ruht. Links und rechts davon sind die Symbole a (Alpha) und ? (Omega), der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets (vgl. Offb. 1,8) abgebildet. Auf den Sockelbildern sind Taufe und Abendmahl dargestellt. Der Aufsatz bildet eine Kreuzigungsdarstellung, die neben Jesus, Maria und Johannes zeigt. Diese Figuren sind eine Seltenheit, denn sie wirken, obwohl sie eine Sägearbeit sind, plastisch. Eine Künstlerbezeichnung ist nicht zu finden. Doch auf der Rückseite trägt der Altar die Stifterinschrift: "Gott zu Ehren und der Kirche zum Wohlstand hat die hochgeborene Gräfin und Frau Dorothea Elisabeth geborene und vermählte Gräfin von Hohenlohe und Frau zu Langenburg etc. diesen Altar verfertigen und anhero setzen lassen anno 1684. Renoviert 1753." Die drei Chorfenster wurden 1967 erneuert und zeigen nachvollziehbare Begebenheiten aus dem Leben Jesu.

Kanzel und Emporen

Die Kanzel und die Emporen sind in ihrer ornamentalen Ausgestaltung zu erkennen, die zum Teil auf die Erbauungszeit zurückgehen. An der Kanzel erinnern uns die Paramente an die jeweilige Kirchenjahreszeit.

Bei der Renovierung des Schalldeckels fand sich hinter einer geschnitzten Aufsatzbekrönung die gemalte Inschrift: "1753 hat Johann Leonhardt Reinhardt als der erste Schreiner dahier diese Kanzel mit dieser Arbeit gezieret, weil sie vorhin ganz glatt und mit einem Tuch bedeckt war. Erst in meinem 70ten Jahr."

Die Orgel

"Die schönsten und herrlichsten Gaben Gottes eine ist die Musica - der Teufel kann ihr nicht standhalten - sie verjagt den Geist der Traurigkeit" So schreibt es schon Martin Luther. Und in diesem Zitat wird deutlich, welche Kraft in der Musik steckt. Wenn eigene Worte fehlen können wir uns der Dicht- und Liedkunst anschließen und aus deren Botschaft und Melodie unseren Rhythmus des Lebens Nahrung geben.

Das Orgelgehäuse stammt aus dem Jahr 1774 (von J.A. Ehrlich). Sie verfügt über 2 Manuale, ein Pedalwerk und 13 Register. 1922 wurde die Orgel erneuert und im Jahr 1972 wurde eine neue Orgel in das alte Gehäuse eingebaut.

Die Glocken

"O Land. Land, höre des Herrn Wort" (Jer. 22,29), mit dieser Aufforderung ruft unsere große Glocke zum Gebet und zur Besinnung im Strom der Zeit.
Auf unserem Kirchturm läuten drei Glocken.
Wie bei so vielen Kirchen musste die Kirchengemeinde im zweiten Weltkrieg Glocken zu Rüstungszwecken abgeben. So wurden am 27. Februar 1942 die mittlere und die große Glocke abgeliefert. Erhalten blieb die kleine Glocke aus dem Jahr 1922.

Nachdem die alten Glocken nicht mehr zurückkehrten, musste die Kirchengemeinde neue Glocken anschaffen. Im Jahr 1951 konnten dann die mittlere und die große Glocke ihrer Bestimmung übergeben werden und ihren angestammten Platz im Turm finden.

Die Glockeninschriften:

Inschrift der kleinen Glocke: "Aus tiefer Not schrei ich zu dir"
Mittlere Glocke ( mit Kruzifix-Motiv): "Er ist unser Friede" - "Zum Gedächtnis unserer Gefallenen und Vermissten"
Große Glocke ( mit Symbol brennender Kerze und Bibel): "O Land. Land, höre des Herrn Wort"