Segen zum Neuen Jahr

Die Nacht wird nicht ewig dauern.
Es wird nicht finster bleiben.
Die Tage, von denen wir sagen,
sie gefallen uns nicht,
werden nicht die letzten Tage sein.

Wir schauen durch sie hindurch
vorwärts auf ein Licht,
zu dem wir jetzt schon gehören
und das uns nicht loslassen wird.
Helmut Gollwitzer

Liebe Mitchrist*innen,


die Tage im Jahr 2020 haben uns teilweise überhaupt nicht gefallen. Doch dabei wollen wir nicht stehenbleiben. "Wir schauen durch sie hindurch, vorwärts auf ein Licht." Dieses Licht wird uns auch im kommenden Jahr einen Weg leuchten.
Das ist uns von Gott versprochen. Darauf möchte ich selber vertrauen. Diese Zuversicht und Hoffnung wünsche ich Ihnen allen für den Übergang ins Jahr 2021.

Ich wünsche Ihnen den Segen unseres menschgewordenen Gottes, der unsere Sorgen und Ängste kennt:


Segen zum Neuen Jahr


Der Herr segne dich,
er lasse dein Leben gedeihen,
er lasse deine Hoffnung erblühen,
er lasse deine Früchte reifen.

Der Herr behüte dich,
er umarme dich in deiner Angst,
er stelle sich vor dich in deiner Not.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir,
wie ein zärtlicher Blick erwärmt,
so überwinde er bei dir, was erstarrt ist.

Er sei dir gnädig,
wenn Schuld und Unrecht dich drücken,
dann lasse er dich aufatmen und mache dich frei.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich,
er sehe dein Leid, er tröste und heile dich.
Er schenke dir das Wohl des Leibes
und das Heil deiner Seele.

Er gebe dir Frieden:
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

In herzlicher Verbundenheit
Ihre Pfarrerin Petra Schautt


P.S.: Von Gernot Canolini habe ich zu diesem Segen eine schöne Geschichte gefunden. Er schreibt:

Ein leuchtendes Gesicht
Als Jugendlicher kam ich samstags oft sehr spät ins Bett. Dennoch traf ich mich am Sonntagvormittag manchmal mit Freunden zum Gottesdienst. Zumindest zum Segen wollten wir rechtzeitig da sein. Der Segen, der am Ende eines evangelischen Gottesdienstes gesprochen wird, der aaronitische Segen, hat mich immer irgendwie berührt:
"Der Herr segne und behüte dich,
er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden."

Erst viel später begann ich darüber nachzudenken, was mir an diesen Worten so wichtig ist. Was gibt es Schöneres als jemanden, dessen Gesicht aufleuchtet, wenn er mich sieht? In ein paar unvergesslichen Augenblicken in meinem Leben habe ich ein leuchtendes Gesicht gesehen, das mir zugewandt war. Ein leuchtendes Gesicht wärmt unser Inneres, es gibt die Gewissheit, dass wir gemocht sind. Worte können diese Zuneigung niemals so ausdrücken wie dieses Leuchten.

Wenn sich jemand über mein Dasein so freut, wenn mein Hiersein so willkommen ist, dann sind in diesem Moment alle Sorgen, Selbstzweifel und Unsicherheiten wie weggewischt. Dieses Aufleuchten ist Balsam und Erfrischung, Stärkung und Glück. Und wer sein Angesicht auf mich erhebt, der schaut mich wirklich an. Kann es sein, dass Gott sein Angesicht auf mich erhebt, dass sein Gesicht aufleuchtet, wenn er mich ansieht? Ist das die Quelle allen Friedens? Wenn es diesen unvorstellbaren Gott gibt und er mich nicht nur am Sonntagvormittag, sondern grundsätzlich so sieht, wie es dieser Segensspruch aussagt, dann ist alles gut.

Der aaronitische Segenszuspruch ist deshalb so kostbar, weil er alles umfasst, worauf es wirklich ankommt. Gesegnet und behütet zu sein, gesehen von einem zugewandten und leuchtenden Gesicht und beschenkt mit Frieden.
(zitiert nach Gernot Candolini, Segen. Kraftquelle des Lebens. München 2. Aufl. 2019, S.172 ff.)