Karfreitag 2021 in Waldbach

Der Altar ist verhüllt

Friedhof

Der Altar ist verhüllt

Friedhof in Waldbach

Friedhof in Waldbach

Friedhof in Dimbach

Brunnenplatz Waldbach , zweite Station



Herzzerreißend - Himmelschreiend - Niederdrückend

Ein Kreuzweg zum persönlichen Gebrauch

Vom Friedhof über den Brunnenplatz und das Labyrinth im Kirchhof zum Abschluss in der Kirche

Karfreitag ist ein Trauertag.

Es ist in Ordnung, heute zu weinen: über den Tod Jesu am Kreuz, über den Tod derer, die wir geliebt haben und die uns geliebt haben; über unser eigenes Leben, wenn wir schwer daran tragen; über unseren eigenen Tod, in den wir noch gehen werden.

Zur Einstimmung auf den Kreuzweg lesen Sie die Erzählung vom Leiden und Sterben Jesu Christi nach Matthäus, Kapitel 26 und 27. Sie können die Passionsgeschichte auch hören: https://www.youtube.com/watch?v=-u9QvD0ZUkI , das Kapitel 26 beginnt bei: 2:19:24. Mit diesen Worten mache Sie sich auf ihren persönlichen Weg:
- weiter vor Ihrem Computer
- oder indem Sie beigefügten Flyer ausdrucken und sich zum Friedhof in Waldbach aufmachen:

Herzzerreißend

Auf dem Friedhof beginne ich mein Gedenken an das Leiden und Sterben Jesu Christi, hier wo Holzkreuze und Grabsteine an schmerzlichen Tod und tränenreiche Abschiede erinnern.

Hierher kommen Menschen mit ihren zerbrochenen Hoffnungen und ihren abgerissenen Träumen vom glückenden Leben. Hierher kommen Menschen, um an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft auf dem Erdkreis, früher und heute zu gedenken. Der Friedhof ist ein Ort gegen das Vergessen. Ein Ort der Trauer und der Klage, ja auch der Anklage. Ein Ort an dem Menschen um den Glauben ringen, der ihnen abhanden gekommen ist, weil sie sich in ihrem Leiden, in ihrer Not von Gott verlassen fühlen. Innehalten: Ich erinnere mich an meine Abschiede, an Tränen, an Schmerz.
Beten: Gott, sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie. Amen

Himmelschreiend

Am Brunnenplatz, unserem öffentlichen Platz nehme ich die Welt in den Blick, es gibt so viel Not und Elend, so viel Gewalt und Ausbeutung, all das ist unerträglich.

Die Not in der Welt schreit zum Himmel.
Die Kriege in Syrien, Afghanistan ...
Die staatlichen Repressionen in Belarus und Myanmar...
Der Hunger im Jemen und im Sudan...
Die Umweltzerstörung in Regenwäldern und Polargebieten...
Und weltweit die Not, die Covid 19 auslöst - Einsamkeit, zerbrechende Existenzen, Trauer...
Innehalten: Welche Not geht mir zu Herzen, was berührt mich so sehr, dass ich zum Himmel schreien möchte.

Zum Nach-denken: Worte Bonhoeffers
Menschen gehen zu Gott in ihrer Not, flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod. So tun sie alle, alle, Christen und Heiden.
Menschen gehen zu Gott in Seiner Not,
finden ihn arm, geschmäht, ohne Obdach und Brot, sehen ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod.
Christen stehen bei Gott in Seinen Leiden.
Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot, stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod, und vergibt ihnen beiden.
Beten: Herr erbarme Dich! Christus erbarme dich! Herr, erbarme Dich! Amen

Niederdrückend

Das Labyrinth steht für verschlungene Lebenswege.
Es lädt mich ein, innezuhalten, es in Ruhe abzuschreiten und gewahr zu werden, was mich gerade beschwert, die Hindernisse in meinem Leben, das, was mich ratlos macht, was mich niederdrückt.

Beten: Befreie mich von dem Glauben,
dass ich das alles selbst schaffen muss,
dass ich stark sein muss und andere nicht belasten soll.
Lass mich in Worte fassen, was mich quält.
Schenke mir den Mut, es Dir zu sagen.
Auf Dich will ich mich verlassen,
Du weißt um das Dunkle, Du kennst es.
Ich will es nicht mehr für mich behalten.
Mit Dir mein Leid, meine Not teilen.
Schwach sein, abgeben, Hilfe annehmen.
Meine Not zeigen. Dich an mich heranlassen.

Beschwerendes am Kreuz ablegen
Neben dem Eingang steht ein Korb mit Steinen. Ich kann mir daraus einen Stein nehmen. Dieser Stein steht für ein Leid in der Welt oder für eine persönliche Not oder für etwas, wofür ich mich schuldig fühle. Ich lege diesen Stein zusammen mit dem, was mich beschwert zu oder auf das Kreuz, das vor dem Altar auf dem schwarzen Tuch liegt.


Innehalten: Was beschwert mich? Was will ich gerne ablegen?

Beten: In einer fernen Zeit gehst du nach Golgatha, erduldest Einsamkeit, sagst selbst zum Sterben ja. Du weißt, was Leiden ist. Du weißt, was Schmerzen sind, der du mein Bruder bist, ein Mensch und Gottes Kind. Verlassen ganz und gar von Menschen und von Gott, bringst du dein Leben dar und stirbst den Kreuzestod. Stirbst draußen vor dem Tor, stirbst mitten in der Welt. Im Leiden lebst du vor, was wirklich trägt und hält. Erstehe neu in mir. Erstehe jeden Tag! Erhalte mich bei dir, was immer kommen mag! Amen.

Vater Unser ...

Betrachten

Rufen Sie folgenden Link auf, er führt Sie zu einem Bild in der Münchener Alten Pinakothek. Schauen Sie sich dieses Karfreitagsbild an: https://www.sammlung.pinakothek.de

Der junge Mann in der Mitte des Bildes ist tot. Sein Kopf wird gehalten von den Armen einer jungen Frau. Ein hauchzarter Schleier legt sich wie schwebend um die beiden Gesichter. Tränen fließen über das Gesicht der Frau. Sie kann es kaum begreifen, dass er die Augen nie wieder öffnen wird. Sie spürt noch die Wärme seines Körpers. Alles in ihr ist hält den Atem an. Die Zeit steht still auf diesem Bild. Der junge Mann auf dem Bild ist Jesus von Nazareth. Es ist der Moment, in dem der tote Jesus vom Kreuz genommen wird. "Beweinung Christi" heißt das Bild. Sandro Botticelli (1440-1510) hat es gemalt. Hier wird sichtbar: Gegen den Tod sind wir machtlos. Machen können wir nichts - außer den Schmerz zu spüren, den Tränen freien Lauf zu geben. So zeigen wir unsere Liebe.

Worum geht es am Karfreitag? Dieses wunderbar-traurige Bild erzählt vom Geheimnis des Glaubens, von der Liebe Gottes. Am Kreuz hängt sie: eine machtlose Liebe Gottes zu den Menschen; Liebe, die leidet und erträgt; Liebe bis zum letzten Atemzug. Das hat die Weinende erlebt, das rührt sie zu Tränen über Jesus, in dem sie Gottes grenzenloser Liebe begegnete. Karfreitag ist ein Trauertag. Für einen Moment steht die Zeit still. Zeit für all die ungeweinten Tränen. Wir bringen sie zum Kreuz, kommen Christus ganz nah und lassen uns Gottes Liebe schenken.

Nachklingen lassen:

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt - Liebe lebt auf, die längst erstorben schien: Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün. Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab, wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab. Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn? Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün. Im Gestein verloren Gottes Samenkorn, unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn - hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien: Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Wir wünschen Ihnen einen gesegneten Karfreitag.

Ihre Ev. Kirchengemeinde Waldbach-Dimbach

Wenn Sie wollen können Sie sich den angefügten Flyer ausdrucken und sich selbst auf den Weg machen.

Gott spricht: "Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer" (Hosea 6,1).