Ostern 2021 in Waldbach

Bitte beachten Sie die aktuellen Hinweise in unserem Schaukasten. Nach derzeitiger Planung findet der Ostergottesdienst als Präsenzgottesdienst bis zu einer Coronainzidenz von 299 im Hohelohekreis statt.



Gott hat die Macht des Todes durchbrochen, das Leben hat gesiegt.
Als seine Gemeinde bekennen wir es:
Der Herr ist auferstanden,
er ist wahrhaftig auferstanden!
Ostern - kein Morgen strahlt klarer, kein Tag ist heller, kein Fest ist größer als dieses.

"Das Leben ist tatsächlich voller Wunder.
Mehr noch: es ist wunderbar, und jeder, der es nicht länger als selbstverständlich hinnimmt, wird das sofort bestätigen."

Anthony de Mello

Eingangsgebet


Gott, was für eine Kraft!
Du reißt aus der Hand des Todes.
Du ziehst ins Leben, alles, was sich nach dir sehnt.
Traurige Herzen werden fröhlich.
Die Müden fangen zu tanzen an.
Wir bitten dich:
Reiß uns mit in das neue Leben: voll Freude und lautem Jubel.
Mit dir und deiner ganzen Schöpfung loben und preisen wir dich.


Predigt über 2. Mose 14 und 15


Sie durften das Haus nicht verlassen, es war zu gefährlich. Gemeinsam saßen sie im Halbdunkeln in Dinas Haus beisammen.
Achim, seine Frau Rahel und ihre Kinder Tobias und Anna saßen auf dem Boden. Die Eltern hatten die Arme um die Kinder geschlungen. Anna, die Ältere, wirkte verstört. Es war ungewohnt für sie, dass ihre Eltern schwiegen. Sie schmiegte sich an die Mutter. Mit dem Rücken zur Tür kauerte Jamin, der am längsten von allen Anwesenden mit Jesus herumgezogen war. Beim kleinsten Geräusch schreckte er hoch. Ab und zu klopfte nämlich jemand von außen an der Tür, sprach ein paar Satzfetzen und verschwand dann wieder. Jamin war sehr nervös, kaute er an den Fingernägeln.

In der Ecke hockte Samuel. Er sortierte stumm seine Notizen. Obwohl er mit Abstand der Älteste ihrer Schicksalsgemeinschaft war, war er gleichzeitig der Leben-digste und Aktivste von allen. Und Dina selber. Dina, der dieses Haus gehörte und die ihnen allen Unterschlupf gewährte. Sie hatte die Arme um ihre Beine geschlungen und wiegte sich vor und zu-rück. Sie kannte diese Gefühle noch aus der Zeit, als ihr Mann überraschend gestorben war. Der Schock, das Nicht-Begreifen-Können, was geschehen war, das langsame schmerzhafte Einsetzen der Erkenntnis, dass ab jetzt alles anders war.
Am liebsten wäre sie rausgerannt und hätte ihr Leid herausgeschrien, wie damals, als sie ihr gesagt hatten, dass Jakob tot zusammen gebrochen war. Sie war damals gelaufen, täglich, stundenlang, bis an den Rand der Erschöpfung, aber das hatte irgendwann irgendwie geholfen. Jetzt konnte sie nicht einmal das Haus verlassen. Niemand wusste, wie lange dies noch dauern würde. Es war eine furchtbare Situation: gefangen im eigenen Haus. Sie bekamen nur gefilterte Informationen von den murmelnden Stimmen, die Jamin durch die Tür etwas mitteilten.

So hatten sie erfahren, dass sich viele andere Anhänger Jesu auch versteckten, aus Angst, dass sie ein ähnliches Schicksal wie er erleiden würden.

Manche der Informationen, die bei ihnen ankamen, waren widersprüchlich, andere waren eindeutig falsch, manche zu schlimm, um sie zu glauben: Judas sollte Jesus verraten haben? Gut, sie hatte kaum ein Wort mit ihm gewechselt, aber er war doch einer seiner Jünger gewesen, seit Jahren! + Petrus, dieser Berg von einem Mann, den sie alle bewundert hatten, sollte eingeknickt sein, sollte geleugnet haben, einer von Jesu Anhänger zu sein?

Völlig ohne Zweifel stand aber die schlimmste aller Nachrichten fest: Jesus war gestorben. Als Verbrecher hatten sie ihn hingerichtet. Vor nicht einmal einer Woche noch hatte Dina ihn mit vielen anderen in Jerusalem willkommen geheißen. Wie ein König hatte er da gewirkt, der in sein ihm zustehendes Reich einzieht. Er hatte wirklich eine beeindruckende Ausstrahlung.
Am Abend noch hatte sie mit den anderen diskutiert, was er wohl als nächstes tun würde. Ob er sich durch ein Wunder zum Herrscher über das Land aufschwingen würde, die Römer vertreiben, die Gläubigen einen und endlich das Friedensreich einführen würde, das schon so lang versprochen war. Die Jesus-Anhänger in Jerusalem waren diese Woche so glücklich gewesen, so gespannt, was jetzt kommen würde.
Mit dieser Katastrophe hatte niemand gerechnet. Jamin hatte zwar erzählt, dass Jesus selber vorher viele Andeutungen gemacht hatte. Aber das hatte er wie viele andere überhört. Jamin war aus der Ferne dabei gewesen und hatte gesehen, wie Jesus gestorben war. Er machte sich die allerschlimmsten Vorwürfe, dass er nicht irgendwie eingegriffen hatte - aber was hätte er auch gegen bewaffnete Soldaten ausrichten sollen?

Die Soldaten machten ihnen auch jetzt Angst: angeblich wurden alle Jesus-Anhänger gesucht, um sie ebenso zu ermorden wie ihren Anführer. Deswegen verkrochen sich alle in ihren Häusern - und um mit ihrer Trauer und Enttäuschung allein zu sein. Dina sah sich ihre Hausgemeinschaft an. Die verstummte Familie, den Alten, der seine Notizen zum hundertsten Mal hin und her schob, den Mann an der Tür, der nervlich völlig am Ende war.

Dina fällte einen Entschluss. Sie stand auf: "So kann es nicht weiter gehen. Wir gehen ja ein hier, eingesperrt und abgeschottet." Die anderen sahen sie überrascht an.

"Was meinst du?" fragte Rahel mit brüchiger Stimme. "Willst du raus? Dann stirbst du!" Dina strich sich ihr Gewand glatt: "Raus können wir gerade nicht, das habe ich verstanden. Aber wir können in Gedanken raus." "Wie meinst du das?" fragte Anna, das Mädchen.
"Samuel, erzähl uns etwas, das uns Hoffnung macht." bat Dina. Der kleine Tobias hatte sich aus der Umarmung seines Vaters befreit und hatte sich auch hingestellt: "Bitte! Eine Geschichte!" Samuel räusperte sich. "Welche Geschichte willst du denn hören?"

Vielleicht war es, weil er jetzt so lange in dem Haus eingesperrt war und er selber ausbrechen wollte. Vielleicht war es, weil er die Geschichte erst kürzlich beim Passahfest gehört hatte und sie ihm präsent war. Vielleicht war es aber auch, weil es Gott ihm eingab. Vielleicht waren es aber alle diese Gründe zusammen, dachte sich Dina später.
Jedenfalls forderte der kleine Tobias geradeheraus: "Wie Gott uns aus Ägypten gerettet hat."

Es war still im Raum. Samuel strich sich mit den Fingern die Haare hinter die Ohren, wie wenn er sich fein machen wollte. Und er begann zu erzählen:

8Denn der Herr hatte es so gefügt, dass der Pharao, der König von Ägypten, nicht begriff und die Israeliten verfolgte. Die aber zogen aus mit erhobener Hand.9Die Ägypter jagten ihnen nach -alle Pferde und Wagen des Pharao, seine Reiter und sein Heer. Die Israeliten lagerten noch am Meer, bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon. Dort holten die Ägypter sie ein.
10Als der Pharao näher kam, blickten die Israeliten auf und sahen: Die Ägypter rückten hinter ihnen heran! Da bekamen die Israeliten große Angst und schrien zum Herrn um Hilfe.11Sie beklagten sich bei Mose: "Gab es denn keine Gräber in Ägypten? Hast du uns in die Wüste gebracht, damit wir hier sterben? Wie konn-test du uns aus Ägypten führen!12Haben wir nicht schon in Ägypten zu dir gesagt: Lass uns in Ruhe! Wir wollen lieber den Ägyptern dienen! Es ist besser, dass wir in Ägypten Sklaven sind, als in der Wüste zu sterben."Darauf sagte Mose zum Volk: "Fürchtet euch nicht! Stellt euch auf und seht, wie der Herr euch heute retten wird! Denn so, wie ihr die Ägypter jetzt seht, werdet ihr sie nie wieder sehen. 14Der Herr wird für euch kämpfen. Ihr aber sollt still sein."

19Dann erhob sich der Engel Gottes. Bisher war er an der Spitze der Israeliten gegangen. Jetzt ging er zu ihrem Schutz hinter ihnen her. Auch die Wolkensäule entfernte sich von der Spitze und trat hinter die Israeliten. 20Sie stand zwischen den Ägyptern und den Israeliten. So kamen sie die ganze Nacht einander nicht näher. Die Wolke ließ es stockdunkel werden, und die Feuersäule erleuchtete die Nacht.

21Mose streckte die Hand aus über das Meer. Da trieb der Herr das Meer die ganze Nacht durch einen Ostwind zurück. Er machte das Meer zum trockenen Land, und das Wasser teilte sich. 22So konnten die Israeliten auf trockenem Boden mitten durch das Meer ziehen. Das Wasser stand rechts und links von ihnen wie eine Mauer. 23Die Ägypter aber verfolgten sie. Sie jagten hinter ihnen her mitten in das Meer -alle Pferde des Pharao, seine Streitwagen und Reiter.

28Das Wasser flutete zurück und bedeckte Wagen und Reiter. Das ganze Heer, das dem Pharao folgte, ging unter. Kein Einziger von ihnen blieb am Leben. 29Aber die Israeliten waren auf trockenem Boden mitten durch das Meer gekommen. Denn das Wasser stand rechts und links von ihnen wie eine Mauer. 30So rettete damals der Herr die Israeliten vor den Ägyptern. 20 Die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons, nahm ihre Pauke in die Hand. Auch alle anderen Frauen griffen zu ihren Pauken und zogen tanzend hinter ihr her.

Mirjam sang ihnen vor:

Singt für den Herrn: Hoch und erhaben ist er. Rosse und Wagen warf er ins Meer. Wieder wurde es ganz ruhig. Den letzten Satz hatten alle Erwachsenen mitgesprochen, sie kannten ihn auswendig. "Ist das wirklich so passiert?" unterbrach der kleine Tobias das Schweigen. Da von den anderen Erwachsenen nichts kam, sagte Dina: "So wird es uns seit vielen hundert Jahren erzählt." "Und warum seid ihr dann alle so traurig?" bohrte der Kleine nach. Seine Eltern sahen sich fragend an.
Inzwischen war auch seine Schwester aufgestanden. "Du hast es doch gesagt, Samuel. ,Fürchtet euch nicht! Stellt euch auf und seht, wie der Herr euch heute retten wird!'" zitierte sie. "Das hat Moses den Israeliten gesagt, als sie nicht geglaubt haben, dass sie gerettet werden. Vielleicht werden wir ja genauso gerettet."

Der alte Samuel nickte. "Ja, Kind, du hast völlig Recht. Wenn man bedenkt, was von Jesus alles für Wunder erzählt werden..." Er nahm eine seiner Schriftrollen und zeigt sie den anderen. "Hier, da kommt dieses 'Fürchtet euch nicht' auch vor." Er legte die Rolle vorsichtig hin und nahm eine andere: "Oder hier, als er seinen Jüngern auf dem See entgegen kam... Fürchtet euch nicht... Oder..."
Sie alle wussten etwas beizutragen, was sie entweder mit Jesus selbst erlebt hatten oder von ihm gehört hatten. Dabei gab es auch einiges zum Schmunzeln: Jamin gestikulierte zum Beispiel beim Erzählen mit Händen und Füßen. Die Erinnerung an die wundersame Rettung aus Ägypten förderte auch alte Geschichten zutage, an die sie schon lange nicht mehr gedacht hatten. "Und war nicht Jona drei Tage in dem Fisch und kam dann wieder heraus...?" fragte Achim. Durch die Geschichte, die Tobias eingefordert hatte und die so viele weitere, wunderbare Geschichten in ihnen wachrief, hatte sich die Stimmung verändert.

"Singt für den Herrn: Hoch und erhaben ist er", zitierte Dina, als es langsam morgen wurde. Es stellte sich heraus, dass Rahel wunderbar einige Psalmen singen konnte. Sie merkten gar nicht mehr, wie die Zeit verging und dass bei ihnen selbst der dritte Tag anbrach. Es klopfte. Sie verstummten. Sie sahen sich an. War das das Ende?
Jamin lächelte in die Runde: "Fürchtet euch nicht! Stellt euch auf und seht, wie der Herr euch heute retten wird!" Dann öffnete er die Tür.

Fürbittengebet
Gott des Lebens,
deiner Macht vertrauen wir uns an.
Wir vertrauen dir die Menschen an, die Gewalt leiden, die um ihr Leben fürchten, die ihre Heimat verlassen müssen.
Wir vertrauen dir die Menschen an, die voll Sorge in die Zukunft schauen und nicht wissen, wie es weitergehen soll.
Wir vertrauen dir die Menschen an, die in Krankenhäusern und Pflegeheimen Hilfe suchen und alle, die dort ihren Dienst tun.
Wir vertrauen dir unsere Toten an und alle, die um einen lieben Menschen trauern.
Wir vertrauen dir die Menschen an, die uns am Herzen liegen und die, mit denen wir uns schwer tun. Gott des Lebens, rette und hilf, tröste und heile. Erbarme dich aller. Amen.




Frühlingsermutigung


Erntedankaktion 2019: Kinder pflanzten nach dem Gottesdienst 2000 Krokuszwiebel in den Kirchhof
Freunde, dass der Mandelzweig (EG 655)
1 Freunde, dass der Mandelzweig
wieder blüht und treibt,
ist das nicht ein Fingerzeig,
dass die Liebe bleibt?
2 Dass das Leben nicht verging,
so viel Blut auch schreit,
achtet dieses nicht gering
in der trübsten Zeit.
3 Tausende zerstampft der Krieg,
eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg
leicht im Winde weht.
4 Freunde, dass der Mandelzweig
sich in Blüten wiegt,
bleibe uns ein Fingerzeig,
wie das Leben siegt.
Schalom Ben-Chorin (1942) 1981 nach Jeremia 1,11

Es werde hell auf der Erde.
Aus klein werde groß,
aus wenig werde viel,
aus dunkel werde hell.
Aus Trauer werde Freude,
aus Hass werde Liebe,
aus Wüste werde Garten.
Aus heute werde morgen,
aus Worten werden Taten,
aus Erde werde Himmel.
Aus Knospe werde Blüte,
aus Korn werde Ähre,
aus Tropfen werden Meere.
Es werde hell auf der Erde.
Wilhelm Willms