Advent 2022 - Zeit des Wartens und der Vorbereitung


Liebe Gemeindeglieder, liebe Leser*innen dieser Homepage,

mit dem Advent treten wir ein in eine Art Zwischenzeit. Das Ende des Kirchenjahres mit seinen eher nachdenklichen und traurigen Gedenktagen liegt hinter uns. Weihnachten aber ist noch nicht da.
Tatsächlich werden noch wochenlang die Tage immer noch kürzer und dunkler. Und das, was uns an Nachrichten erreicht, verstärkt dieses Gefühl von Dunkelheit noch mehr. Entsprechend wächst mit zunehmender Dunkelheit die Sehnsucht nach Licht und Wärme, und nach dem, der von sich sagt, dass er das Licht der Welt ist. Für diejenigen, die mit Advent bevorzugt Umsatz und Gewinn verbinden, fängt Weihnachten schon jetzt an, und - falls nötig - auch schon früher. Teilweise finden wir die weihnachtlichen Artikel schon im September oder Oktober im Regal. Und kaum, dass der Ewigkeits-Sonntag vorbei ist, tönt aus den Lautsprechern auch schon "Stille Nacht..."

Damit wird die Weihnachtszeit vorverlegt, so weit, dass für die meisten Menschen gefühlt Weihnachten vorbei ist, wenn die Feiertage um sind. Tatsächlich aber gehören die Sonntage bis Anfang Februar noch zum Festkreis von Weihnachten. Advent ist eigentlich eine Vorbereitungszeit, eine Zeit des Wartens und des Einübens in die Geduld. Kirchlich ist sie sogar (eigentlich) eine Buß- und Fastenzeit, was einem bei den vielen Leckereien auf den Weihnachtsmärkten kaum in den Sinn käme. Und doch ist für viele Menschen Advent immer noch eine Zeit des Wartens und der Vorbereitung. Der Adventskranz in seiner ursprünglichen Form macht dies deutlich. Erfunden hat ihn der Hamburger Pastor Johann Hinrich Wichern im Jahr 1839. In seinem "Rauhen Haus", einem Heim für Waisen- und Straßenkinder, hängte er im Betsaal ein Wagenrad auf, und schmückte es mit 4 großen weißen Kerzen für die Adventssonntage, und kleinen roten Kerzen für jeden Wochentag. So konnten die Kinder abzählen, wie viele Tage schon vergangen waren, und wie viele Tage sie noch warten mussten.

Eine Zeit von 3-4 Wochen - je nachdem, auf welchen Wochentag das Weihnachtsfest fällt -, in der wir gespannt warten und uns innerlich vorbereiten sollen auf die Ankunft Jesu Christi.
Eine Möglichkeit, wenigstens an einem Abend im Advent sich innerlich auf das Kommende einzustimmen, ist das "Ökumenische Hausgebet", das alljährlich von einer ökumenischen Kommission erarbeitet wird, und das in den Kirchen ausliegt und/oder in den Pfarrämtern erhältlich ist. Es lädt ein, sich im Familien- oder Freundeskreis miteinander gedanklich in den Advent einzustimmen. Doch auch schon ein paar stille Minuten, mit einer Kerze, mit einem adventlichen Lied oder einem kurzen Text aus einem Andachtsbuch können solch eine innere Vorbereitung sein.
Ich wünsche Ihnen, dass neben aller vorweihnachtlichen Hektik, der man sich kaum entziehen kann, für Sie Zeit bleibt, diese gespannte Erwartung zu empfinden, und ihr Nahrung zu geben, damit die Freude über das Fest dann umso größer ist.

Eine gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen
Pfr. Th. Ranz