Ewigkeitssonntag-Totensonntag

Liebe Gemeinde,
Sie sind dunkler geworden, unsere Tage im Herbst. Die letzten Bäume lassen ihre bunten Kleider fallen, die Luft wird feucht und kalt. Und so manche/r wünscht sich im November, noch einmal etwas vom Leben des Sommers spüren zu können.
Nicht nur das Jahr 2022 neigt sich dem Ende entgegen, auch das Kirchenjahr kommt zu einem Abschluss. Der letzte Sonntag unseres Kirchenjahres hat gleich zwei Namen: als Totensonntag ist er dem Gedenken an die Verstorbenen und dem Trost für die Trauernden gewidmet. Als Ewigkeitssonntag blickt er voraus auf die Wiederkunft Christi und unser ewiges Leben im Reich Gottes.

Rückblick und Vorausschau. Schmerz und Hoffnung.
Der Tod gehört zu unserem Leben und tut doch immer wieder weh: Geliebte Menschen werden plötzlich krank und sterben oder ein Unglück reißt sie uns fort. Sie fehlen uns sehr. Gerade an den nassen Tagen, die uns bisher immer ins gemütliche Innere unserer Häuser gezogen haben, scheint die Stille nun von den Wänden zu schallen. Dem eigenen Inneren fehlt ein Teil des Ganzen.
Gerade angesichts des Todes stellt sich dann die Frage nach der Zukunft. Denn oft fühlt es sich an, als ob mit dem Tod alles aus wäre. Die Zukunft verloren zu haben - so kann es sich anfühlen, wenn einem der geliebte Mensch fehlt.
Und doch, ohne der Trauer ihren berechtigten Raum zu nehmen, möchte der letzte Sonntag des Kirchenjahres auch zeigen: Gegenwart und Zukunft, Schmerz und Hoffnung, gehören zusammen.

Friedhof Waldbach Wie diese Zukunft nach dem Tod aussieht, wissen wir Christinnen und Christen letztendlich nicht. Zahlreich sind die Bilder, mit denen die Bibel sie beschreibt: Gott ruft ins Leben zurück, Tote hören Jesu Stimme und dringen zu ihm ins Leben durch. Wie das Samenkorn in der Erde neue Triebe bildet, so soll auch der Mensch mit einem neuen, ewigen Körper erstehen.

Dazu lesen wir im Buch der Offenbarung:
Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen,
und der Tod wird nicht mehr sein,
noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein;
denn das Erste ist vergangen.
Offenbarung 21,4

Wir Christinnen und Christen glauben, dass auch die Toten nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. Dass es eine Hoffnung über den Tod hinausgibt; wir unsere geliebten Menschen in Gottes Umarmung übergeben können.
Und so bleiben wir Christinnen und Christen am letzten Sonntag des Kirchenjahres an der Schwelle zwischen Tod und Leben stehen. Und träumen von einer Welt ohne Leiden und Schmerz, ohne Trennung und Tränen, eine Welt, in welcher der Tod seinen Schrecken verloren hat.

Es grüßt sie herzlich,
Anne Bullard-Werner